Die_fünfundzwanzigste_Stadt_der_Grünen_Mark_1948.pdf herunterladen (10.65 MB)
Führer_zu_den_Stadterhebungsfeierlichkeiten_1948.pdf herunterladen (5.14 MB)
Die Stadterhebung 1948
Die Stadterhebung von Eisenerz sorgte österreichweit für Interesse und stand mit Grußbotschaften und Glückwünschen im Mittelpunkt der Berichterstattung zahlreicher Zeitungen. Das „Steirerblatt“ veröffentlichte am 31. Juli 1948 unter dem Titel „Eisenerz wird Stadt und hat sich fein herausgeputzt“ auch ein Bild des neuen Wappens.
Alle waren bei den Vorbereitungen dabei
Wochenlang bereiteten sich die Eisenerzer*innen in der Gemeinde, in den Werkstätten der ÖAMG, in den Forstverwaltungen, im Pfarramt und in Vereinslokalen mit großem Einsatz auf das Stadterhebungsfest vor. In vielen Arbeitsstunden entstanden für den Festumzug unter anderem aufwendige Modelle des Schichtturms, der Wunderstufe, des Rennofens und eines Sackzuges. Die Verköstigung Tausender Besucher*innen stellte die Gastwirte vor eine große „logistische“ Herausforderung. Planung und Organisation gelangen perfekt, die Besucher*innen konnten an den Festtagen kulinarisch bestens versorgt werden und freuten sich, an diesem besonderen Tag Speisen und Getränke ohne Marken kaufen zu können.
Einen Schilling kostete der „unentbehrliche Führer zu den Stadterhebungsfeierlichkeiten“ und um zehn Schilling gab es die „Festschrift zur Stadterhebung Eisenerz, die fünfundzwanzigste Stadt der Grünen Mark“. Auch die ÖBB bereitete sich auf einen enormen Besucherstrom vor:
Am 1. August verkehrten von Graz, Leoben und Amstetten Sonderzüge mit „50 % Fahrpreisermäßigung“ und einer verstärkten Waggonanzahl nach Eisenerz.
Der Ort macht Toilette ...
... war im „Steirerblatt“ zu lesen – „Überall wurden Fußböden und Tische gerieben, Fenster geputzt, Girlanden gewunden, Fähnchen und Dekorationsmaterial verkauft und verwendet. Aus jedem Winkel hörte man Hammerschlag, zaghaft hell oder sicher dumpf. Besonders arg ist der Lärm in der Hauptschule, dem Ort der Ausstellung, wo die Eisenerzer alle Vorbereitungen treffen, eine übersichtliche Schau ihres Lebens und Schaffens zu veranstalten. Kein Mensch findet Zeit für eine normale Beschäftigung, denn irgendetwas hat er beim Aufputzen der Stadt zu tun. Ein Teil der Häuser ist schon neu geweißt und gefärbelt, bei anderen sind die Anstreicher gerade dabei, jenes Aussehen herzustellen, das dem feierlichen Anlaß entspricht, wobei man förmlich das unsichtbare Antreiben der Auftraggeber spürt. Sogar beim Bezirksgericht, einem würdigen, aber nicht gerade ansehnlichen Gebäude, das übrigens unter Denkmalschutz steht, wird in letzter Minute der Versuch unternommen, die ärgsten Schäden auszubessern, damit das Haus nicht zu unangenehm von der wie neuen Umgebung absteche.“
Der Festumzug und die Verleihung der Stadterhebungsurkunde
Sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche fand am 1. August ein Festgottesdienst statt. Nach einer Sprengung am Erzberg als Eröffnungszeichen begann um 10.00 Uhr der von den Besucher*innen mit Spannung erwartete Festumzug, der in 30 Bildern die Geschichte des Ortes darstellte. Die Teilnehmer*innen hatten sich bei der Schule auf der Radmeisterstraße formiert. Der Weg führte über den Mautbichl, den Bergmannplatz, die Zwerg- und Flutergasse zum Gemeindeamt und von dort über die Krumpentalerstraße zum Freiheitsplatz, wo in Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Karl Renner die Stadterhebungsurkunde an Bürgermeister Michael Hauß überreicht wurde.
In der ganzen Stadt feierten die Menschen
Nach dem feierlichen Festakt wurde überall in der Stadt ausgiebig gefeiert. In den Gastgärten und beim Leopoldsteinersee genossen die Menschen bis spät in die Nacht die ausgelassene und fröhliche Stimmung der Volksfeste, besuchten das Sportfest am Sportplatz Trofeng und bewunderten als besonderen Höhepunkt das Großfeuerwerk am Leopoldsteinersee.
Das neue Wappen
Die Stadterhebung schien auch der richtige Zeitpunkt für die Erneuerung des aus der Zeit um 1500 stammenden Marktwappens zu sein. Die Silberschicht des alten Wappens war schwarz geworden, sollte aber im neuen Wappen in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben, für den Hintergrund wollte man an Stelle des Ornamentes eine Darstellung des Erzbergs und vor allem „sollte der Schildhalter seinen hässlichen und gnomenhaften Ausdruck verlieren“.
Am 20.Juli 1948 reichte der Gemeinderat bei der Steiermärkischen Landesregierung den von OSR Franz Spanring angefertigten Entwurf für das neue Stadtwappen zur Genehmigung ein und am 31. August 1948 wurde „der Stadtgemeinde Eisenerz mit Wirkung vom 1. August 1948 das Recht zur Führung des in der Anlage bildlich dargestellten Stadtwappens verliehen. Rückwirkend deshalb, weil „damit Eisenerz ab dem Tage der Stadterhebungsfeier dieses Recht formell besitzt“. Die Anfertigung des neuen Wappens gestaltete sich dann allerdings etwas schwieriger. OSR Spanring konnte die drei identen Anfertigungen, die das Land Steiermark verlangte, nicht liefern, weil kein Blattgold zu bekommen war.
Nachdem dieses auch in den Amtsstuben des Landes nicht aufgetrieben werden konnte, ging der Auftrag schließlich an das Atelier Penecke Buxbaum in Graz. Dort setzte man die Wappenbeschreibung penibel um und schickte acht Monate später die Muster zur Begutachtung an die Stadtgemeinde.
Von nun an ging alles sehr schnell –sämtliche Änderungswünsche der Gemeinde für das ausgewählte Muster fanden Berücksichtigung und zu guter Letzt konnte das Wappen mit der Wappenurkunde am 19. August 1949 an den Eisenerzer Bürgermeister übergeben werden – damit war auch der letzte offizielle Akt der Stadterhebung abgeschlossen.
Waltraud Hopf